Jeden Tag entstehen unzählige Daten im Gesundheitswesen. Informationen über Diagnosen, Behandlungen und Krankheitsverläufe, über molekulare Details oder Stoffwechselprozesse. „Wir haben einen riesigen Datenschatz“, sagt Professorin Sylvia Thun. „Es wäre unethisch, diese Daten nicht zu nutzen!“ Doch die Daten aus Forschung und Versorgung werden in jedem Labor und jedem Krankenhaus anders erfasst, unterschiedlich formuliert, formatiert und in verschiedenen Softwaresystemen, wenn nicht gar auf Papier gespeichert. Deshalb ist die Nutzung schwierig.
Kommunikationsstandards im Gesundheitswesen
„Wir brauchen Kommunikationsstandards im Gesundheitswesen“, fordert die Medizinerin und Digitalexpertin Thun. „Wir haben uns deshalb vorgenommen, die Daten aus der Versorgung, aus molekularbiologischen Befunden, aus Gewebe- und Blutuntersuchungen und dem pathologischen Bericht strukturiert aufzubereiten.“ Sylvia Thun ist ebenfalls Vorsitzende des Spitzenverbands IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG), leitete viele Jahre die Standardorganisationen IHE und HL7 Deutschland und ist als Expertin aktiv bei DIN, CEN und ISO. Seit kurzem leitet sie das nationale Expertengremium für Interoperabilität im Gesundheitswesen, das vom Bundesgesundheitsministerium berufen wurde.
Alle Standardorganisationen sind international vernetzt, denn weder Gesundheit noch Krankheit machen vor Grenzen halt. „Die internationale HL7-Gemeinschaft hat in einem offenen Brief betont, dass sie dem Frieden, der Pflege, dem gegenseitigen Verständnis und der gewaltfreien Lösung aller Konflikte verpflichtet ist. Unsere Gedanken sind bei unseren Mitgliedern aus den betroffenen Kriegsgebieten.“
Professor Christopher Baum, Vorsitzender des Direktoriums des BIH und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin, gratuliert Sylvia Thun zu der großartigen Auszeichnung. „Wir freuen uns für und mit Sylvia Thun über diese hohe Anerkennung durch den Bundespräsidenten. Für das Ziel des BIH, die Digitalisierung der Medizin zum Nutzen der Patientinnen und Patienten und der Wissenschaft voranzutreiben, ist die Arbeit von Professorin Thun von immenser Bedeutung. Wir freuen uns daher sehr, sie in unseren Reihen zu wissen.“
Professorin Sylvia Thun freut sich über die Ehrung durch den Bundespräsidenten. „Diese Auszeichnung gilt den weltweiten Aktivitäten unseres Netzwerkes. Ich sehe mich als eine Repräsentantin für die Dinge, die wir in den letzten 20, 30 Jahren technologisch umgesetzt haben, gemeinsam, meist in unserer Freizeit. Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung, weil sie zeigt, wie wichtig das Thema auch für die Bundesregierung mittlerweile geworden ist. Und ich bedanke mich dafür ganz herzlich.“
Thuns Ziel ist es, die Versorgung für die Patientinnen und Patienten voranzubringen. „Es gibt großartige Projekte, die bewiesen haben, wie gut es funktionieren kann, wenn man zusammenarbeitet. Oft zeigte sich, dass die Medizin einfach besser wurde dank Digitalisierung und Interoperabilität. Das ist es, was mich antreibt. Ich möchte, dass die Medizin noch besser wird!“
Quelle: PM des BIH
BIH/Berliner Institut für Gesundheitsforschung
Sylvia Thun setzt Standards für medizinische Daten