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Personalisierte Tumormedizin dank innovativer Car-T-Zelltherapie

Neben bekannten Krebstherapien wie Operation, Chemo- und Strahlentherapie ist mit der CAR-T-Zelltherapie eine zielgerichtete Krebstherapie entstanden, die Krebszellen erkennt und bekämpft. Mit diesem zukunftsweisenden Verfahren können Patient:innen mit zuvor aussichtslosem Verlauf erfolgreich behandelt werden. Vor allem Patient:innen mit aggressivem Lymphdrüsenkrebs und bestimmten Formen von Leukämie bietet diese Therapie Hoffnung. Prof. Dr. Bertram Glaß, Chefarzt für Hämatologie und Zelltherapie im Helios Klinikum Berlin-Buch, informiert zu dieser innovativen Behandlungsmethode.

Prof. Dr. med. Bertram Glaß
© Thomas Oberländer

Den Krebs mit dem eigenen Immunsystem zu bekämpfen, ist die Idee hinter neuen Behandlungsformen in der Krebsmedizin. Die CAR-T-Zelltherapie ist eine Form der Immuntherapie, die Abwehrzellen des Patienten verwendet, um zielgerichtet bösartige Zellen im Körper zu zerstören und – anders als z. B. die klassische Chemotherapie – gesunde Gewebe und Organe möglichst unbeeinträchtigt zu lassen. Eine solche zielgerichtete Tumormedizin kann zu einer effektiveren Tumorabwehr führen und zu wirksamen Therapien mit reduzierten Nebenwirkungen. Besonders für bislang schwer heilbare Krebsarten, wie Blut- und Lymphdrüsenkrebsarten, ist die Behandlung mit CAR-T-Zellen mit Ansprechraten von bis zu 80 Prozent und einem dauerhaft krankheitsfreien Überleben für viele Patient:innen ein Durchbruch gelungen.

Wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie?

Krebszellen sind für das Immunsystem nicht sichtbar und können sich so im Körper ausbreiten. Mithilfe der CAR-T-Zellen sollen Krebszellen erkannt und bekämpft werden. T-Zellen oder T-Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen, die für die Immunabwehr sorgen.

“Manche Krebszellen tarnen sich so geschickt, dass sie vom Immunsystem nicht erkannt werden. Die CAR-T-Zelltherapie kann diesen Mechanismus aushebeln und dafür sorgen, dass der Tumor sich nicht mehr den Wirkungen der Abwehrzellen entziehen kann”, so Dr. med. Judith Niederland, Leitende Oberärztin der Stammzelltransplantation am Helios Klinikum Berlin-Buch.

In der CAR-T-Zelltherapie werden dem Körper T-Zellen entnommen und dann in einem Labor verändert und vervielfacht. Die T-Zellen werden mit sogenannten chimären Antigenrezeptoren (CARs) ausgestattet und dadurch in die Lage versetzt, Tumorzellen als fremd zu erkennen und zu vernichten. Diese veränderten, patienteneigenen T-Abwehrzellen werden dann als Infusion dem Körper zurückgeführt, um Krebszellen zu zerstören.

Die CAR-T-Zelltherapie ist also ein Umprogrammieren von Immunzellen und kein klassisches Medikament. Diese Aufbereitung der CAR-T-Zellen dauert zurzeit noch einige Wochen, unter Umständen ist in der Zwischenzeit eine überbrückende Chemotherapie notwendig. Zu der zielgerichteten Immuntherapie gehört außerdem noch eine dreitägige vorbereitende Chemotherapie.

Von `one-size-fits-all` zu personalisierter Therapie

“Die CAR-T-Therapie ist sicher ein erster Schritt und eine mögliche Basis für eine zukünftige echte personalisierte Medizin. Es gibt parallel hierzu weitere Ansätze wie etwa andere Formen der Immuntherapie oder die Ermittlung von krebsspezifischen genetischen Veränderungen in der Krebszelle, die von speziellen Medikamenten angegangen werden. Alle diese Ansätze werden in der personalisierten Tumormedizin kombiniert und ermöglichen eine sehr gezielte Behandlung für genau die Erkrankung eines speziellen Patienten”, so Prof. Dr. Bertram Glaß, Chefarzt für Hämatologie und Zelltherapie im Helios Klinikum Berlin-Buch.

Im Vergleich zu einer One-size-fits-all-Herangehensweise kann dies zu einer effektiveren Tumorabwehr führen und gleichzeitig zu wirksamen Therapien mit reduzierten Nebenwirkungen. Eine Personalisierung ermöglicht es zudem, die Behandlung an den Verlauf der Krankheit anzupassen, was sie insgesamt präziser und effizienter macht als alles, was wir bislang in der Krebsmedizin hatten.


© Helios Klinikum Berlin-Buch

Ansprechrate von bis zu 80 Prozent

Aktuell sind in Deutschland und anderen europäischen Ländern drei Gruppen von Erkrankungen für die CAR-T-Therapie zugelassen. Sie kann aktuell bei bestimmten bösartigen Erkrankungen des Immunsystems und der Blutbildung eingesetzt werden – etwa bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) und einigen Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) sowie dem Multiplen Myelom. Diese gelten vor allem bei einem Rückfall nach ersten Therapien als schwer behandelbar. Für sie gibt es mit der CAR-T-Zelltherapie eine Ansprechrate von bis zu 80 Prozent – und für bis zu 40 bis 50 Prozent langanhaltende Rückbildungen, d.h. möglicherweise Heilungen. Das heißt, vier Fünftel aller Patient:innen kann mit der Behandlung geholfen werden.

Potenzielle Nebenwirkungen nach der Infusion der CAR-T-Zellen wie etwa Fieber, Schüttelfrost, niedrigem Sauerstoffgehalt im Blut, schnellem Herzschlag oder geringem Blutdruck können gut behandelt werden und gehen vorüber. In der Summe ist das Verhältnis zwischen Wirkung und Nebenwirkung erheblich günstiger als bei älteren Verfahren wie der Hochdosis-Chemotherapie, die durch CAR-T-Therapie daher immer weiter ersetzt werden.

Innovative Zell- und Gentherapien

Das Helios Klinikum in Berlin-Buch gehört zu den zu den führenden Klinken für die Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Immunsystems und der Blutbildung und beteiligt sich dabei auch an der Erprobung der CAR-T-Zelltherapie in klinischen Studien.  Bereits seit 2019 wird die CAR-T-Zelltherapie als Standard in der Rezidivtherapie angeboten. Nicht jede Klinik kann diese hochinnovative Therapie durchführen, weil sie an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt ist. Zum Beispiel müssen ein eigenes Hämatologie-Zentrum mit umfangreicher Erfahrung in der Behandlung bösartiger Erkrankungen des Immunsystems und der Zelltherapie vorhanden sein und die weiteren strengen Auflagen der Kontrollinstanz Gemeinsamer Bundesausschuss (GBA) erfüllt werden.

Die CAR-T-Zell-Therapie ist ein faszinierendes Beispiel für die Möglichkeiten, die sich mit Gen- und Zelltherapie ergeben. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass genveränderte Zellen in der Zukunft auch bei anderen Krebsarten zum Heilungserfolg führen könnten. Diese Weiterentwicklungen werden von der Fachabteilung Hämatologie und Zelltherapie im Helios Klinikum Berlin-Buch unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Bertram Glaß mitgestaltet.

Quelle: PM Helios-Klinikum Berlin-Buch vom 14.06.2024

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