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Wissen auf die Ohren
Im Gläsernen Labor ist ein neuer Podcast entstanden. In den ersten drei Folgen von „scienceCLASH“ haben Schüler*innen aus Berlin Sarah Kedziora und Theda Bartolomaeus vom ECRC zum Thema Mikrobiom und Herzgesundheit befragt. Ziel des Projekts ist es, junge Menschen für die Forschung zu begeistern.
Was passiert, wenn Schüler*innen auf echte Forschende treffen und ihnen genau die Fragen stellen, die ganz viele – und nicht nur junge – Menschen beschäftigen? Die Antwort liefert „scienceCLASH“, ein neuer Podcast, der im Gläsernen Labor auf dem Campus Berlin-Buch entstanden ist.
Das Gläserne Labor ist das gemeinsame Schüler*innenlabor von Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max Delbrück Center), Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und Campus Berlin-Buch GmbH. Die Idee zum Podcast hatte Dr. Joanna Ziomkowska, die einst selbst Wissenschaftlerin war und heute in Berlin als Lehrerin arbeitet. Zu hören ist das Ergebnis überall da, wo es Podcasts gibt, und demnächst sogar im Radio.
In den ersten drei Folgen von „scienceCLASH“ dreht sich alles um das Mikrobiom und um die spannende Frage, wie die winzigen Mitbewohner im Darm sogar die Gesundheit des Herzens beeinflussen. Helene, Til und Mijo, Schüler*innen im Biologie-Leistungskurs am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Berlin, unterhalten sich darüber mit Dr. Sarah Kedziora und Dr. Theda Bartolomaeus.
Kedziora ist Molekularbiologin, Bartolomaeus Bioinformatikerin. Beide forschen in der Arbeitsgruppe „Hypertonie bedingte Endorganschäden“ von Professor Dominik Müller und Professor Ralf Dechend am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung von Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max Delbrück Center. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von Dr. Florian Herse aus dem gleichen Team.
Bakteriensuche im Stuhl
„Geplant ist, dass jede Staffel des Podcasts aus drei Folgen besteht“, erklärt Ziomkowska, die „scienceCLASH“ koordiniert, produziert und auch die Gespräche zwischen den Schüler*innen und Forscherinnen moderiert hat. „In der ersten Folge gibt es einen Einstieg in das Thema, in der zweiten einen Einblick in die Forschung und in der dritten einen Faktencheck zum Alltagswissen.“
Für den Einblick in die Forschung konnten sich Helene, Til und Mijo zunächst für ein paar Stunden wie echte Proband*innen einer klinischen Studie fühlen. Studienschwester Heike Schenck prüfte mit den unterschiedlichsten Methoden die Gesundheit ihres Herzens. Im Anschluss hatte Sarah Kedziora ein Experiment aus ihrer Forschung mitgebracht: Mithilfe der qPCR prüften die Schüler*innen im Gläsernen Labor, welche Bakterienarten in Stuhlproben, aus denen sie isolierte DNA erhalten hatten, vorhanden waren.
Ein Podcast für alle
Ein bisschen eklig, aber doch faszinierend: „Alle drei waren mit Begeisterung dabei und auch mir hat das gesamte Projekt wirklich sehr viel Spaß gemacht“, sagt Kedziora. „Ich kann daher allen Kolleg*innen nur empfehlen, sich für eine der nächsten Staffeln mit ihrer eigenen Forschung anzubieten.“ Denn weitergehen soll das Projekt auf jeden Fall. „Bisher ist die Resonanz richtig gut“, sagt Ziomkowska. „Viele Menschen, auch Erwachsene, haben den Podcast gehört und mir gesagt, dass sie danach das Gefühl gehabt hätten, Wissenschaft endlich mal richtig verstanden zu haben.“
Für die kommende Staffel schwebt Ziomkowska das Thema KI und Neurobiologie vor. Ungeklärt ist bislang die weitere Finanzierung des Projekts. Unterstützer der ersten Staffel war der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO). „Ich bin derzeit auf der Suche nach neuen Fördermitteln und habe mich auch deshalb mit scienceCLASH unter anderem bei dem Wettbewerb Fast Forward Science beworben“, sagt Ziomkowska. Die Siegerbeiträge werden im Laufe des Sommers bekanntgegeben.
Text: Anke Brodmerkel
scienceCLASH im Radio
Wann: Freitag, 04.07.2025, 11-13 Uhr und 19-21 Uhr
Wo: ALEX Berlin, UKW (91,0 MHz), Kabel (92,6 MHz) und DAB+ (Kanal 7D)
scienceCLASH
Fast Forward Science
Quelle: Campus Berlin-Buch/News
Corona, Krebs und Co – Herausforderungen der Medizin
Corona, Krebs und Co – Herausforderungen der Medizin (Folge 5 des LNDW-Podcasts)
Folge direkt anhören oder herunterladen.
Für die Aufzeichnung waren wir zu Gast im Helios Klinikum Berlin-Buch.
Kardio MRT: “Der sanfte Blick ins Herz”
„Das Schlimmste, was derzeit durch COVID-19 passiert, ist, dass sich Patienten mit anderen Erkrankungen nicht in die Krankenhäuser zur Behandlung wagen,“ antwortet Prof. Dr. Jeanette Schulz-Menger auf die Frage, wie Corona Ihren Arbeitesalltag verändert hat. Sie ist Universitätsprofessorin an der Charité und Leiterin der nicht-invasiven Herzbildgebung im Helios Klinikum Berlin-Buch. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie die sogenannte kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (kardiale MRT oder Kardio MRT) zu einem der wichtigsten Verfahren in der Herzbildgebung entwickelt. „Mit der Kardio MRT können wir zum Beispiel eine Entzündung am Herzen sehen. Wir sehen auch, ob jemand am Herz kleine Narben hat. Damit kann man abschätzen, warum jemand Herz-Rhythmus-Störungen oder Luftnot hat oder auch ob solche Störungen in Zukunft auftreten könnten. In Belastungsuntersuchungen können wir zudem prüfen, ob jemand Durchblutungsstörungen hat und so erkennen, ob jemand von einem Infarkt bedroht ist.“ In der Sendung spricht Prof. Schulz-Menger auch über den Wissenschaftsstandort Berlin und meint: „Wir haben hier in Berlin zwar keine Bodenschätze, wir haben auch nicht gerade massig Industrie, aber wir haben unheimlich viel Brain, Kopf und Köpfe. Wenn wir die zusammenbringen, können wir ziemlich unschlagbar sein!“
Warum erkranken Kinder nur selten schwer an COVID-19?
„Es scheint eine Kreuzreaktivität zwischen Erkältungs-Coronaviren und dem neuen Coronavirus zu geben,” erläutert Dr. Jobst Röhmel und bezieht sich bei dieser Hypothese auf Ergebnisse der Corona-Cross-Studie der Charité. “Es könnte daher sein, dass das ein Mechanismus ist, der dazu beiträgt, dass Kinder sehr viel weniger an Corona erkranken, da Kinder sich ja auch mehr mit Erkältungs-Coronaviren auseinandersetzen.“ Als Facharzt an der Kinderklinik mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie an der Charité war er erstaunt darüber, dass selbst Kinder mit Lungenkrankheiten nicht stärker vom neuen Coronavirus gefährdet sind als andere Kinder. In einer weiteren Studie wird er mit Kolleg*innen an die Corona-Cross-Studie anschließen, um weitere Erkenntnisse über eine mögliche Hintergrundimmunität zu gewinnen. Die Corona-Cross-Studie ist eingebunden in das Projekt “Der Simulierte Mensch“, einer Kooperation zwischen TU Berlin (Biotechnologie) und Charité (Medizin). Ziel des Projekts ist die Entwicklung humaner Modelle, um humanmedizinische Wirkstoffe testen zu können. Unter anderem werden dafür Miniorgane auf Computerchips montiert („Organ on Chips“). Ein weiterer Bereich ist die Forschung an „3-D-Bioprinting“, durch die Gewebe und Organe künftig im dem 3-D-Drucker erzeugt werden. Es sind unter anderem Projekte wie diese, die Dr. Röhmel zuversichtlich stimmen, was die Zukunft der Medizinforschung in der Berlin betrifft: „Die Forschungsbedingungen in Berlin haben sich in den vergangenen zehn Jahren extrem verbessert. Gerade auch durch das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité und des Max-Delbrück-Centrums. Es kommen gute Leute, man hat eine Aufbruchsstimmung und das hat sich durch Corona noch einmal deutlich verstärkt.“
Wie man ein Virus mit einem Virus bekämpft
Mithilfe bioaktiver Moleküle neue Wirkstoffe für die Behandlung, Prävention oder Diagnose von Krankheiten zu entwickeln, gehört zu den Forschungsschwerpunkten von Prof. Dr. Christian Hackenberger, Leiter des Bereichs “Chemische Biologie” am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP). Der Chemiker bringt dafür Kenntnisse aus der Chemie in die Biologie bzw. Medizinforschung ein, indem Proteine und Antikörper chemisch so verändert werden, dass sie für Therapiezwecke eingesetzt werden können. In der Sendung berichtet Prof. Hackenberger unter anderem von der Entwicklung einer Methode, die künftig für Therapien zur Behandlung von Grippe-Erkrankten eingesetzt werden könnte. Die von einem multidisziplinären Forscherteam in Berlin entwickelte Methode wird derzeit auch in der Forschung zur Bekämpfung des Coronavirus untersucht. “Wir haben nach einem unschädlichen Virus gesucht, das ein anderes, schädliches Virus ausschalten kann,” erläutert Prof. Hackenberger. “Dieses nicht-infektiöse Virus kommt im Darm vor. Mithilfe der Chemie haben wir auf dieses harmlose Virus ‘Klebstoffe’ gepackt, die das schädliche Virus binden können, sodass es ganz eingehüllt und damit unschädlich gemacht werden kann. Das hat in Versuchen bereits gut bei menschlichen Grippe- sowie bei Vogelgrippeviren geklappt.“ Auf die Frage, was Berlin als Wissenschaftsstandort ausmacht, antwortet er klar: “Vernetzung: Unser Schatz in Berlin sind die Universitäten, die Forschungsinstitute. Mit diesem Schatz können wir aus der rein akademischen Forschung herauskommen und neue Wege bestreiten. Daher ist jede Initiative zur Vernetzung sehr willkommen.“ Ein Beispiel für diese Vernetzung ist die Entwicklung eines “Superklebers” für sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate. Mithilfe dieses Superklebers lassen sich beispielsweise Krebsmedikamente so gestalten, dass sie gezielter gegen den Krebs wirken, zugleich aber mögliche Nebenwirkungen minimieren.
Quelle: Podcast LNDW
Folge 6: erscheint am 06.11.2020, Thema: Was Adlershof mit Hollywood zu tun hat – Berliner Forschung rund um Optik und Photonik.