“Wir freuen uns sehr über die neuen Mitbewohner auf unserem Gelände, denn Bienen sind unverzichtbar für Mensch und Natur. Wir möchten mit der Bienenpatenschaft einen Beitrag für mehr biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit vor Ort leisten und unser Klinikgelände bienenfreundlicher gestalten“,
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Helios Klinikum Berlin-Buch wird Bienenpate
Summ, summ, summ… am Helios Klinikum Berlin-Buch stehen nun sechs Bienenstöcke. Zunächst werden sich die neuen Parkbewohner erstmal „einfliegen“, wie das Eingewöhnen bei diesen Insekten genannt wird. Der erste eigene Bucher Honig wird ab nächstem Mai erwartet. Die Bienen werden vom Imkerduo Suzann Pfeifer und Ralf Wionczeck von „Stadthonig Berlin“ betreut.
Am Rande des Klinikparks unter hohen Eichen haben sechs Bienenvölker mit aktuell 120.000 Bienen ein neues Zuhause gefunden. Die sogenannten „Beuten“ wiegen ca. 30 Kilogramm und sind auf drei Europaletten aufgebaut.
„Und natürlich können wir es kaum erwarten, das erste Glas Klinik-Honig in den Händen zu halten,“ ergänzt Amrein.
Nachgefragt: Bienen in der Stadt? Wie funktioniert das?
Honig aus der Großstadt – Ist das gesund?
Suzann Pfeifer: Die Blütenvielfalt in der Stadt ist größer, als Viele sich das vorstellen. Berlin besitzt mehr als 40 Prozent Grünfläche und ein großer Vorteil der Stadt ist, dass die Pflanzen hier nicht flächendeckend gespritzt werden. Spannend ist auch, dass im Stadthonig in der Regel keine Schadstoffe nachzuweisen sind. Die Bienen filtern diese heraus.
Ist Biene gleich Biene? Welche wohnen jetzt am Klinikum?
Suzann Pfeifer: Auch bei Bienen gibt es unterschiedliche Arten. Wir arbeiten mit der „Carnica“ oder auch Kärntner-Biene genannt, die als eine der wichtigsten Honigbienen in Deutschland gilt. Sie ist eine fleißige und sehr sanftmütige Honigbiene. Eine andere wichtige Honigbienenrasse ist die sogenannte „Buckfastbiene“, die ähnliche Eigenschaften wie die Carnica aufweist. Daneben gibt es noch einige weitere Honigbienenarten und natürlich die zahlreichen Wildbienen. Allein von diesen wurden in Deutschland ungefähr 560 Arten nachgewiesen. Leider sind inzwischen mehr als die Hälfte der Wildbienen akut gefährdet oder gelten bereits als ausgestorben.
Wie sieht der Alltag der Bienen aus?
Ralf Wionczeck: Der Tag der Bienen beginnt bei Sonnenaufgang, dann sind sie bereits aktiv – deshalb richtet man das Einflugloch der Bienenstöcke in Richtung Osten aus. Der „Arbeitstag“ endet dann am frühen Nachmittag, wenn die meisten Nektarpflanzen ihre Nektarproduktion stoppen.
Je nach Witterung beginnen die ersten Bienen im Frühjahr ab zirka 12 Grad Celsius zu fliegen und stellen ihre Flugtätigkeit im Herbst ein. In der kalten Jahreszeit überwintern sie als Volk im Stock.
Und welche regelmäßigen Aufgaben müssen die Imker übernehmen?
Ralf Wionczeck: Die Arbeit der Imker erstreckt sich über das gesamte Jahr. Im Herbst und Winter müssen die Bienenvölker mehrfach gegen Milben behandelt werden. Außerdem muss geschaut werden, ob die Fluglöcher frei sind, damit bei steigenden Temperaturen die Bienen ausfliegen können. Kontrolliert werden muss auch, ob es Schäden an den Beuten gibt. Gerade wenn die Völker in Parks oder Gärten stehen, können Mäuse, Specht oder andere Wildtiere ihr Unwesen treiben – regelmäßige Besuche sind also an der Tagesordnung.
Die arbeitsintensivste Zeit für den Imker sind das Frühjahr und der Sommer. Es müssen diverse Kontrollen durchgeführt werden, die Völker werden vermehrt, Bienenköniginnen werden nachgezogen und wir ernten natürlich auch Honig. Allerdings ernten wir nur einen begrenzten Teil des Honigs aus den Stöcken. Den Rest belassen wir als Futter im Volk. Zusätzlich füttern wir im Spätsommer noch spezielles Bienenfutter, damit kein Bienenvolk über den Winter verhungert.
Warum sind Bienen so wichtig?
Suzann Pfeifer:
“Das Insektensterben ist real. Bienen und andere Insekten sind essentiell für die Bestäubung von Pflanzen, für die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere, die Aufrechterhaltung der Nahrungskette und somit für die Balance unseres Ökosystems”, so
Albert Einstein wird folgende Aussage zugeschrieben: `Wenn die Honigbiene stirbt, stirbt vier Jahre später der Mensch‘. Das ist sehr spitz formuliert, aber ein Körnchen Wahrheit steckt natürlich darin. Man weiß, dass die Bestäubung der Pflanzen durch Bienen -hier sind alle Bienen gemeint- wesentlich effektiver ist und bessere Früchte hervorbringt, als wenn die Bestäubung anderweitig –zum Beispiel durch Menschen, wie jetzt schon in China- erfolgt.
Was kann jede:r für Bienen tun?
Suzann Pfeifer: Gartenbesitzer können zum Beispiel sehr viel tun, indem sie einfach mal nichts tun. Die natürlichen Lebenskreisläufe werden am besten gefördert, wenn man sich zurücknimmt und sich die Flächen selbst entwickeln können. Viele Wildbienenarten lieben übrigens Sand. Wenn man einfach einen Sandhaufen im Garten liegen lässt, ziehen sicherlich Bienen ein. Hilfreich ist es in jedem Fall, insektenfreundliche Stauden und Bäume anpflanzen oder auf regionaltypisches Saatgut zurück zu greifen. Exotische Pflanzen sehen toll aus, aber unsere heimischen Insekten können mit den schönen Fremden häufig gar nichts anfangen.
Und wie sollte man reagieren, wenn man gestochen wird?
Ralf Wionczeck: Nicht vorschnell den Stachel ziehen! Meist drückt man dabei auf die sogenannte „Giftblase“. Diese befindet sich am Ende des Stachels und durch Drücken gibt sie noch mehr Bienengift unter die Haut ab. Das sollte man natürlich vermeiden. Am besten ist es, den Stachel mit dem Fingernagel abzukratzen und die Stichstelle anschließend zu kühlen.
Wie sind Sie zur Imkerei gekommen?
Ralf Wionczeck: Seit über zwölf Jahren betreuen wir inzwischen selbst Bienenvölker. Auslöser war mein damaliger Büroalltag und der Drang, mich mehr in der Natur aufzuhalten zu können. Wir haben uns schnell einem Verein angeschlossen und empfehlen das auch allen an der Imkerei interessierten Menschen. Allein macht man viel zu viele Fehler, Bücher und Internetvideos helfen nur bedingt. Uns stand zum Glück ein erfahrener Imkerpate zur Seite, der uns in der Anfangszeit nahezu täglich mit Tipps unterstützte.
Wird man die neuen Nachbarn am Klinikum bemerken?
Ralf Wionczeck: Niemand am Klinikum muss Angst haben, von Bienen belästigt zu werden! Im Gegensatz zu Wespen werden Bienen in der Regel nicht durch süße Getränke oder Ähnliches an unsere Tische gelockt. Bienen bevorzugen Nektar und sind deshalb die gesamte Saison an blühenden Blumen und Bäumen zu finden. Sollte dennoch die eine oder andere Biene auf der Terrasse der Cafeteria auftauchen, heißt es Ruhe zu bewahren und nicht hektisch herum zu wedeln. Bienen stechen nämlich nur, wenn sie sich selbst oder ihr Volk bedroht sehen.