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Achtung, Zecken: Schutzmaßnahmen beim Wandern
Die Zeckensaison beginnt wieder – und mit ihr das Risiko, an gefährlichen Infektionskrankheiten wie FSME oder Borreliose zu erkranken. Unser Experte Prof. Dr. med. Georg Hagemann, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Helios Klinikum Berlin-Buch, gibt wertvolle Tipps, wie Sie Ihre Familie und sich bei Ausflügen in die Natur oder während Wanderungen vor den kleinen, aber gefährlichen Spinnentieren schützen können.
Beim Wandern ist vieles möglich: den Kopf ausschalten und die Gedanken schweifen lassen, inspirierende Gespräche führen oder die Natur genießen. Eines jedoch sollten Wander:innen unbedingt vermeiden: Zeckenstiche. Die zu den Spinnentieren gehörenden Parasiten halten sich mit Vorliebe in bodennaher Vegetation auf und springen im Vorbeigehen einfach auf Menschen und Tiere auf. Stechen sie schließlich zu, können sie während des Saugvorgangs gefährliche Krankheitserreger übertragen. Ein guter Grund also, um sich im Vorfeld zu informieren: Welche Schutzmaßnahmen helfen gegen Zeckenstiche? Und für akute Notfälle: Wie entfernt und entsorgt man Zecken richtig? Unser Experte Prof. Dr. med. Georg Hagemann klärt auf.
Hauptgefahren durch Zecken
Zecken können Viren und Bakterien übertragen, die als Erreger für Krankheiten wie FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) oder Lyme-Borreliose gelten.
FSME ist eine virale Infektionskrankheit, die einen grippeähnlichen Verlauf hat, in schweren Fällen allerdings auch Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute verursachen kann. „Zu solch schwerwiegenden Entzündungen kommt es bei etwa 5 bis 30 % der Erkrankten. Sie sind dann auch dem Risiko von bleibenden neurologischen Schäden ausgesetzt. Leider gibt es bis heute keine ursächliche Therapie gegen diese Erkrankung. Es ist somit enorm wichtig, sich vor Zeckenstichen zu schützen und sich selbst, aber auch Babys und Kinder nach Aufenthalten im Freien gründlich abzusuchen“, rät Prof. Hagemann. Das Robert Koch Institut empfiehlt Menschen, die sich in FSME-Risikogebieten oder beruflich bedingt viel im Freien aufhalten, zudem eine Schutzimpfung.
Lyme-Borreliose, umgangssprachlich auch nur als Borreliose bekannt, ist ebenfalls eine Infektionskrankheit, die durch infizierte Zecken übertragen werden kann. Die Zecken stecken sich wiederum bei infizierten Tieren wie unter anderem Nagern an. Die Infektion wird durch Bakterien (Borrelien) verursacht und weist keinen typischen Krankheitsverlauf auf. „Besonders häufig ist die sogenannte Wanderröte, die einige Tage nach einem Zeckenstich in Form einer ringförmigen Hautrötung auftritt“, weiß der Neurologe, „Betroffene klagen außerdem meist über Müdigkeit, Fieber und starke Muskel- sowie Kopfschmerzen.“ Ist hingegen das Nervensystem betroffen, sprechen Expertinnen und Experten von einer akuten Neuroborreliose, die oftmals mit starken nächtlich betonten Schmerzen, Nervenschäden und Lähmungen der Hirnnerven einhergeht. Die Lyme-Arthritis, also eine Gelenkentzündung, tritt meist erst einige Monate oder sogar einige Jahre nach einem Zeckenstich auf. Bislang gibt es keinen Impfstoff gegen die Borreliose, sie ist aber gerade in der Frühphase gut mit Antibiotika behandelbar.
Wo und wann ist Vorsicht geboten?
Deutschland verfügt über etwa 200.000 Kilometer an Wanderwegen. Kein Wunder also, dass der Wandertourismus auch hierzulande zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Ob in den Bergen, im flachen Land oder an der Küste, viele Menschen halten sich in ihrer freien Zeit oder im Urlaub gerne in der Natur auf – und somit auch in den natürlichen Lebensräumen von Zecken. Die Spinnentiere lauern in hohem Gras, in Sträuchern, Büschen, unter Laub, Moos oder Totholz und halten sich besonders gerne in feuchter und schattiger Umgebung auf. Sobald die Temperaturen steigen und sich in Richtung Plusgrade entwickeln, werden sie aktiv. „Es sei denn, Herbst und Winter sind besonders mild. Dann überleben Zecken oftmals unter Laub oder in Bodennähe und sind ganzjährig aktiv“, warnt Hagemann. In Deutschland gibt es Regionen, die als sogenannte FSME-Risikogebiete bekannt sind. Dazu zählen etwa Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Südhessen und Teile von Thüringen und Sachsen. Prof. Georg Hagemann rät: „Wenn Sie einen Wanderurlaub in Deutschland oder dem Ausland planen, ist es empfehlenswert, sich bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin über regionale Risikogebiete und möglichweise eine entsprechende Impfung für sich und Ihre Familie zu informieren. Auch Ihr Hund könnte erkranken und es gibt für ihn keine Impfung. Sie sollten ihn daher gründlich nach Zecken absuchen, um das Risiko zu reduzieren.“
Für den Notfall gilt:
Tragen Sie ein Erste-Hilfe-Set bei sich und statten Sie dieses mit einer Zeckenzange, Desinfektionsmittel und einer Pinzette aus. Bei der Entfernung von Zecken ist es besonders wichtig, sie komplett, also inklusive Kopf, von der Haut abzulösen. Mit einer Zeckenzange können Sie das Tier fixieren und dann in langsamen, kreisenden Bewegungen aus der Haut herausziehen. Im Anschluss daran desinfizieren Sie die Stelle. Im Falle von auftretenden Rötungen oder Juckreiz, sollten Sie kurzfristig einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.